Surfen während der Apartheid: In Gesetzestexten wurde die südafrikanische Apartheit, die selbst erklärte Vorherrschaft der „Weißen“ über alle anderen Hautfarben, gerne mit dem Euphemismus „getrennte Entwicklung“ bezeichnet. Offiziell traten die Apartheidsgesetze zwar erst 1948 mit der Machtübernahme der Nationalen Partei in Kraft, in Wirklichkeit waren sie in diverser Ausprägung bereits seit Jahrzehnten präsent.
Die „getrennte Entwicklung“ war de facto eine staatliche Ausgrenzung der schwarzen, indischstämmigen und farbigen Bevölkerung mit spürbar nachteiliger Wirkmacht.
Apartheid und der Sport Auch im Sport wurden die „Blanks“, wie die Weißen auf Afrikaans genannt wurden, bevorteilt. In der Phase der Apartheid von 1948-1992 fand ein Sporttreiben der Mehrheitsgesellschaft, die ja zu über 80% aus Schwarzen, Indern oder Gemischten bestand, nicht unter selbstgewählten Bedingungen statt. Die Auswirkungen der Apartheidspolitik auf den Sport werden an einer Reihe von Zahlen evident: 1973 waren 73% der Leichtathletikbahnen, 92% der Golfplätze, 83% der Hockeyplätze und 95% der Squashplätze Weißen vorbehalten. 40% aller in Südafrika betriebenen Sportarten registrierten überhaupt keine Beteiligung von anderen Ethnien, lediglich der Boxsport und der Straßenlauf nannte eine erwähnenswerte Beteiligung von Schwarzen.
Der Beginn der Beachapartheid Surfen stellte hier keine Ausnahme dar. Schon die kulturelle Basis des Surfsports machte den Zugang für weiße Surfer leichter, in Südafrika wurde es zusätzlich erschwert durch die hirnrissige Ideologie der Apartheid. Das Leben eines schwarzen Surfers ordnete sich der Segregation und den damit einhergehenden Problemen und Erschwernissen unter.
Und das, obwohl Wassersportarten und Strandbesuche zu Beginn der Apartheidgesetze keiner Ethnie untersagt wurden. Es wurde jedoch sehr bald ein öffentlicher Diskurs laut über eine Strandapartheid, der vor allem vom Irrglauben der Weißen befeuert wurde, dass sie über das Wasser in direkte Berührung mit den Schwarzen treten würden, was ihren reinrassigen Genpool verschmutzen könnte.
Als Folge dieses Aberglaubens implementierte die Regierung 1960 eine „Beach Apartheid“, die bis 1989 Bestand haben sollte. Fortan gab es Strände, die nur noch von Weißen und Strände die nur von Schwarzen besucht werden durften. Die Strände der Schwarzen waren meist weit außerhalb der Städte, verfügten über keinerlei Infrastruktur und galten oft als gefährlich, entweder bezüglich großem Haivorkommen oder starken Strömungsverläufen. Demographisch war das Hinterland und die Townships von der schwarzen Bevölkerung bewohnt, die aufgrund schwacher Finanzkraft oft keine motorisierten Fahrzeuge besaßen. Und weil die Strände, die Schwarzen zugänglich waren oft nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar waren, lernte ein Großteil der schwarzen Community niemals Schwimmen, die Grundvoraussetzung für den Start in den Surfsport.
Schwarze Surfcommunity und der Wynberg Surfclub Und trotz allen Widrigkeiten entstand in Südafrika nach und nach eine schwarze/farbige Surfcommunity, die auf legalem oder illegalem Weg ihre Skills auf den Wellen trainierten. Der erste farbige Surfer war ein gewisser Ahmed Collier. Seit 1960 brach Ahmed regelmäßig die Apartheid Gesetze um die besten Wellen um Cape Town surfen zu können und verbrachte deshalb viele Nächte im Gefängnis, der einzige Strand wo er legal Surfen durfte, waren die haiverseuchten Gewässer am 9 Mile Beach. 1985 gründete Collier mit einer Handvoll anderer Surfer den Wynberg Surfclub, die erste Institution für politisch unterdrückte Surfer, der sich später in SASU umbenannte, South African Surfing Union, in der Menschen nicht mehr schwarz, asiatisch, farbig oder weiß waren, sondern sie waren alle Surfer aus Südafrika. Ahmed Collier unterrichtete viele Generationen im Surfen, Rettungsschwimmen und lernte hunderten Kindern wie man schwimmt. Sein Sohn Cass Collier wurde der erste farbige Südafrikaner, der sich für die ASP Tour qualifizierte und der erste und ist bis heute einzige farbige Big Wave World Champion.
Als Schwarzer unter dem Regime zum Surfer zu werden erforderte ein dickes Fell und ein starkes Selbstbewusstsein. Ein weiterer schwarzer Surfer, Faeez Abrahams erinnert sich an viele schreckliche Momente, die durchlebte, nur um seinem Hobby nachgehen zu dürfen:
„Meistens war es sehr feindselig, so feindselig, dass wir uns physisch verteidigen mussten. Der Rassenhass im Surfen war riesig und kam für uns schwarze Surfer aus zwei Richtungen: einerseits war es einfacher Localism gegenüber Menschen, die an den Spots nicht zuhause waren, andererseits stützten sich weiße Surfer auf die Apartheid Gesetze; die weißen Surfer wollten uns nicht an ihren Stränden und für uns war es illegal sich dort aufzuhalten geschweige denn ins Wasser zu gehen. Die weißen Surfer hatten das Gesetz auf ihrer Seite – und das grausame Schild im Rücken, auf dem geschrieben stand „Whites Only“. Abrahams erzählt weiter, dass sie auf dem Weg zum Strand einmal beinahe von einem weißen Mob gesteinigt wurden, weil sie ihnen nicht glaubten, dass die Surfbretter auf ihrem Pickup Truck tatsächlich ihnen gehörten und nicht gestohlen waren. Den Weg aus den Townships zu den Stränden mit Surfbrett auf dem Auto beschrieb Abrahams als mindestens genauso gefährlich, wie den eigentlichen Aufenthalt am Strand und im Lineup.
Weiße Surfer gegen die Apartheidregierung Und obwohl sich viele weiße Surfer damals rassistisch verhielten, gab es auch einige, die sich auf die Seite der Farbigen stellten und auch politisch gegen die Apartheid aktiv wurden.
Warren Kushnik Der schwarze Surfer Rafiq Bagis erzählt im Film „The pure Line“ von Warren Kushnik, der sich nach einer Surfsession in Jeffrys Bay schützend vor die schwarzen Surfer stellte und dafür von der Polizei mit dem Schlagstock alle Zähne ausgeschlagen bekam.
David Stolk David Stolk ist Südafrikanischer Surfpro erster Stunde. Stolk heiratete in den 70ger Jahren eine muslimische Frau und konvertierte für sie zum Islam, was ihn zu einer Persona non grata machte. Der farbige Surfer Faeez Abrahams erzählte von einem Surftrip mit David Stolk nach J-Bay 1986 um dort an dem ersten „Non-Racial Surfcontest teilzunehmen. Als die schwarzen Surfer mit Lautsprechern aus dem Wasser zitiert wurden, ergriff David Stolk Partei und sagte der Polizei, das hier niemand das Wasser verlassen werde. Er holte sich damals Cheron Kraak zu Hilfe, die Lizenzhalterin von Billabong Südafrika und gleichzeitiger Hauptsponsor des Contests. Gemeinsam erreichten sie, dass die Polizei verschwand und der Contest zu Ende gesurft werden konnte. Stolk fühlte sich der schwarzen Community derart zugehörig, dass er wenig später seinen „White“ Status offiziell aberkennen ließ und fortan als „Coloured“ geführt wurde. Einerseits tat er das aus Solidartät, andererseits um die Wehrpflicht zu umgehen, die nicht für Farbige bestand, wie Stolk später einräumte.
Martin Potter Nachdem Tom Carrol 1985 während des Bells Beach Contests ankündigte, keine Contests mehr auf südafrikanischem Boden surfen zu wollen, bis jeder Schwarze in Südafrika baden und surfen kann, wo er will, fand er im Südafrikaner Martin Potter einen Mitstreiter. Aufgrund von Potters Herkunft schlug seine Entscheidung noch viel größere Wellen. Potter gab damals zu Protokoll, dass er, in Südafrika aufgewachsen, so vertraut war mit der Segregation, dass er diesen systematischen Rassismus lange nicht hinterfragte. Erst Reisen ins Ausland öffneten ihm die Augen.
Die ASP und der Boykott des Boycotts Die ASP reagierte auf die Boykotte jedoch alles andere als kulant. Die Verantwortlichen belegten die revoltierenden Surfer mit empfindlichen Strafen und erstickten somit den Widerstand im Keim. Sie begegneten Kritikern mit dem Totschlagargument, das Sport und Politik unbedingt getrennt werden müssten. In dem Südafrikaner Shaun Thomson fand die ASP einen Fürsprecher: was wird der nächste Streitpunkt in Surfens neu entdecktem politischen Bewusstsein? sagte Thomson auf Carrol´s Ankündigung, dass er keine Wettbewerbe in Südafrika surfen wird. Vielleicht surfen wir bald keine Contests mehr in den USA, weil sie Krieg in Zentralamerika führen. Oder wir fliegen nicht mehr nach Frankreich weil sie eine sozialistische Regierung haben. Oder wir reisen nicht mehr nach England, weil wir mit Thatchers Behandlung der IRA nicht einverstanden sind. Wo fängt es an, wo hört es auf? Falls ihr mit den Regierungsentscheidungen in Südafrika nicht d’accord seid, dann äußert euch, aber unterstützt das Pro-Surfen. Ich ergreife keine Partei für das Regierungssystem Südafrikas, ich ergreife Partei für professionelles Surfen“ schloss Thomson sein Plädoyer.
Auch Wes Laine stellte sein Ego über die Belange der unterdrückten Ethnien: ich werde nicht mein Einkommen riskieren oder auf einen guten Surftrip verzichten, wegen eines Boycotts, der nichts bewirken wird.
Olympia macht Druck Wie selbstsüchtig die Aussage Wes Laines sein sollte, konnte erst Ex Post Facto festgestellt werden, als verschiedene Politikwissenschaftler den internationalen Sportboykott eine gewichtige Rolle in der Abschaffung der Apartheidpolitik zuschrieben. Der Sportboykott wurde vor allem von schwarzafrikanischen Ländern, Osteuropa und internationalen Sportorganisationen getragen, viele westliche Länder, unter anderem auch Deutschland, ergriffen keine sportpolitischen Maßnahmen. Allerdings reagierte das IOC auf eine Boykottdrohung verschiedener olympischer Staaten mit dem Ausschluss Südafrikas von den olympischen Spielen 1964 in Japan, nachdem sie bereits 1960 eine rein weiße Mannschaft zu Olympia geschickt hatten und schwarzen Athleten die Teilnahme untersagten. Das Erlöschen des olympischen Feuers für Südafrika setzte die Nation zunehmend unter Druck. Die ASP blieb allerdings ihrer Linie treu und richtete über die gesamte Apartheidära weiterhin Surfcontests in Südafrika aus.
Surf War 1989 titelte die südafrikanische Presse von einem „Surf War“, als die vorher erwähnte SASU einen Surfcontest in der Bay of Plenty in Durban ausrichten wollte. Der „Surf War“ begann aufgrund von Protesten einiger weißer Locals gegen schwarze Surfer, die für den Ausfall von drei Heats sorgten, weil sie die Contestteilnehmer nicht ins Wasser lassen wollten. Am nächsten Tag eskalierte die Situation, als 16 weiße Teenager sich weigerten, aus dem Contestzone zu verschwinden. Die schwarzen Surfer wurden wüst beschimpft und die Teenager sagten, dass „Kaffa“ in der Bay of Plenty nichts verloren haben. Ein frustrierter Contestsurfer schlug einem der weißen Teenager, der ihn mehrfach rassistisch beleidigt hatte ins Gesicht, was in einer Massenverhaftung von schwarzen Surfern durch ein Sondereinsatzkommando endete. Obwohl die Presse von Localism sprach, ging es hier ganz klar um „White Privelige“ konstruiert über Jahrzehnte von der Apartheid Politik. Dennoch setzte der „Surf War“ einen Meilenstein in der Surfgeschichte Südafrikas: es war das erste Mal, dass schwarze Surfer öffentlich ihr Recht auf eine freie Nutzung der Meere geltend machten. Das südafrikanische Surfmagazin „ZigZag“ titelte damals „Waves were made for everyone, not just an exclusive elite“.
Fusion der Surfverbände SASA und SASU Im Jahr 1990 änderte sich die politische Landschaft schlagartig, als Nelson Mandela aus dem Gefängnis freigelassen wurde und der African National Congress und andere Befreiungsbewegungen durch die nationalistische Regierung unter de Klerk legalisiert wurden.
Im Jahr 1991 strebte Robin de Kock, der Präsident der SASA, dem Pendant der weißen Surfer zur SASU, eine Vereinigung der beiden Verbände an und es kam zu einem informellen Treffen des SASA Präsidenten und der SASU Vorstände Shafiq Morton und Igshaan Nagia. Trotz vielen internen Widerständen auf beiden Seiten kam es 1992 zur endgültigen Vereinigung beider Verbände in Port Elizabeth unter dem Namen „United Surfing Council of South Africa“ (USCSA). Robin de Kock wurde zum Präsident, Igshaan Nagia zum Generalsekretär gewählt. Erst im Jahr 1994 durften Südafrikaner wieder an internationalen Surfmeisterschaften von der ISA teilnehmen.
Wir haben uns mit Isaac February, dem Vater von Prosurfer Michael February unterhalten und über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft schwarzer Surfer unterhalten.
Wo bist du aufgewachsen Isaac? Drakenstein, in der nähe von Stellenbosch, sehr ländlich, sehr weit weg vom Surf. Jeder spielte Rugby, ich war ein sehr schlechter Rugby Spieler.
Wie bist du zum Surfen gekommen? Ich bin mit meinen Eltern nach Capetown gezogen und hier wurde anstatt Rugby Fussball gespielt. Auch das war nicht meins. Ich hatte die Nase voll davon mich die ganze Zeit mit anderen zu vergleichen und zu messen. Ich traf einen Jungen der viel skatete und freundete mich mit ihm an. Er arbeitete als Nebenjob in einem Surfshop wo ich immer rumhing. Ich schaute den ganzen Tag Surffilme, sah die ganzen Boards, roch das Wax. Das war der Katalysator.
Surfboards waren damals sehr teuer. Wie bist du an dein erstes Brett gekommen? Man konnte damals in den Surfshops in Raten bezahlen. Ich stotterte mein erstes Surfboard also über Monate hinweg ab. Ich hatte damals keine Ahnung von Surfmaterial und ich kaufte mir ohne es zu wissen ein Kneeboard. Das war nicht unbedingt schlecht, weil es sehr breit war und viel Volumen hatte, eigentlich sehr gut zum Anfangen.
Die Strände unterlagen damals den Apartheidsgesetzen. Wo hast du Surfen gelernt? Es war sehr kompliziert. Die Strände, die für mich als Schwarzer zugänglich waren, waren sehr weit außerhalb der Stadt und nicht unbedingt leicht zu erreichen. Wir mussten erstmal 2 Stunden Zug fahren um überhaupt in die Nähe eines Strandes zu kommen, an dem wir surfen durften. Es hat sich extrem schlecht angefühlt, weil wir Strände direkt vor der Haustür hatten, aufgrund der Apartheid Gesetze durfte ich dort aber nicht surfen.
Bist du an Stränden gesurft, wo du eigentlich nicht surfen durftest? Ja, wir haben die Chancen genutzt, wenn wir gedacht haben, dass uns niemand beobachtet. Aber oft hatte es unschöne Konsequenzen, wir wurden beschimpft und man musste sich immer in Acht nehmen vor der Polizei. Es gab einige Verhaftungen schwarzer Surfer, die an „Whites Only Stränden beim Surfen erwischt wurden.
War die schwarze Surfcommunity große dort? Nein, es waren wirklich sehr wenige Leute. Cemetary war sozusagen mein Homespot und dort surften im Durchlauf maximal 20 Leute.
Kannst du uns von einer Erfahrung erzählen, die mit Rassismus und Surfen gemacht hast? Ich war mit meiner Frau Marsha auf einem Roadtrip, es war gegen Ende der Apartheid, 1992. Wir fuhren nach Victoria Bay, ich wollte diesen schönen Ort meiner Frau zeigen und den langen Righthander surfen. Als ich zum Strand kam, bemerkte ich ein Graffiti an der Wand „Welkom in die Vaderland“. Dieser Spruch wurde damals oft von weißen benutzt, um Farbigen klarzumachen, dass sie nicht willkommen sind. Ich habe es ignoriert und habe mich entschieden, trotzdem zu surfen. Ich paddelte raus und wurde sofort von mehreren weißen Surfern umzingelt, die sagten ich darf hier nicht surfen. Mir blieb nichts anderes übrig als das Wasser zu verlassen. Ich habe mich furchtbar geschämt vor meiner Frau, ich wollte ihr einfach nur zeigen wie schön dieser Ort und wie schön diese Welle ist. Aber ich sollte eines Tages an diesen Ort zurückkehren.
Wann bist du denn zurückgekehrt und was ist passiert? Ich kam mit meinem Sohn Mikey zurück, es gab einen Contest in Vic Bay. Er surfte in die Finals, damals wusste man allerdings vor dem Price Giving noch nicht wer gewonnen hat. Sie riefen den vierten, den dritten, den zweiten Platz aus. Erster Platz: Michael February. Er sollte eine Rede halten, aber alles was er sagte war: dieser Pokal widme ich meinem Vater. Ich hatte ihm wenige Wochen davor die Geschichte erzählt. Es war ein wunderschöner Moment, ich habe mich so frei gefühlt und so glücklich, ich war meinem Sohn unglaublich dankbar und unendlich stolz auf ihn. In diesem Moment habe ich Frieden mit Vic Bay geschlossen, die Vergangenheit hinter mir gelassen. Heute fahre ich sehr gerne und oft dorthin, ich habe viele gute Freunde in Vic Bay.
Mikey wurde kurz nach Abschaffung der Apartheid geboren. War das Zufall? Es war am Schluss Zufall. Aber ich kann mich noch sehr gut an den Moment erinnern, als Mandela freigelassen wurde, Mikey war ein winziger Säugling. Ich weiß noch als ich das erste Mal wählen durfte, ich hatte Mikey in der Schlange auf dem Arm.
Empfindest du keine Wut gegenüber Weißen, die sich damals in der Apartheid schlecht gegenüber dir Verhalten haben? Nicht wirklich. Ja, ich begegne immer wieder Menschen, die sich in einer schlechten Zeit schlecht verhalten haben. Aber ich schaue nicht zurück, ich habe weder Hass in mir noch Rachegefühle. Mir geht es darum, die Zukunft besser zu machen und nicht wegen der Vergangenheit zu hassen. Ich will mehr schwarze Kinder ins Wasser bringen, den Surfsport weiter öffnen.
Da sprichst du etwas an. Surfen ist auch in Südafrika immer noch ein Sport weißer Männer. Wie bekommt man mehr Schwarze ins Wasser? Es gibt sehr viele gute Organisationen wie Waves for Change, Surfing not Streetchildren oder auch den Fundraiser von meinem Sohn Mikey „Juju“ , wir schaffen eine Struktur für Freiwillige aus Europa, damit sie hier her kommen können um zu helfen. Wir sind auf einem sehr guten weg der jetzt weiter gegangen werden muss.
Dein Sohn Mikey war der erste schwarze CT Surfer. Hat das die schwarze Community motiviert, mit dem Surfen anzufangen? Ja, man hat es gemerkt. Jemand der aussieht wie wir kann es nach ganz da oben schaffen. Mikey hat gezeigt dass es möglich ist es nach oben zu schaffen und das seine Hautfarbe kein Hindernis dabei darstellt. Mein Ziel ist es, schwarze Surfer nach Olympia zu bringen. Ich arbeite darauf hin.
Es fällt auf, dass es in Südafrika kaum gemischte Paare gibt. Steckt die Apartheid noch zu sehr in den Köpfen? Mikey hat eine weiße Freundin, wir leben in einer Community mit vielen weißen Leuten. Aber wichtig ist, dass alte Denkmuster aufbrechen und die Leute in die Zukunft schauen und nicht mehr in die Vergangenheit. Es gibt sicher noch zu viele Menschen, die rückwärtsgewandt denken.
Wie lange glaubst du dauert es, bis Südafrikaner Menschen auch gedanklich nicht mehr nach Hautfarbe kategorisieren? Das passiert gerade schon. Die Kinder gehen sehr gut damit um. Ich sehe es bei Surfwettbewerben. Die gibt es nicht mehr wie früher für schwarze und weiße Surfer, sondern alle surfen gegeneinander, die Gedanken der Kinder sind nicht vorbelastet, wir dürfen sie nur nicht vergiften, dann geht es automatisch in die richtige Richtung. Wir sind auf einem guten Weg, es wird aber noch zwei Generationen dauern, bis der Rassismus in Südafrika wirklich vorbei ist.
Du managst das südafrikanische Surfteam. Gibt es einen Namen den wir uns merken müssen?
Ich will da keinen Druck aufbauen und deshalb auch nur ungern Namen nennen. Aber das Talent ist vorhanden.
Komm, gib uns doch einen Namen auf den wir unbedingt schauen müssen!
[lacht] Ok, Jose Faulkner, den solltet ihr euch merken. Ich will das er nächstes Jahr die Olympiaqualifikation für 2024 mitsurft.
Besonderer Dank geht an Dr. Glenn Thompson für die Bereitstellung seiner Doktorarbeit „Identity and society in the history of South African surfing culture in the twentieth-century“ und seine unterstützende Beratung bei der Erstellung dieses Artikels.
Der Artikel ist erschienen in der Printausgabe Prime Surfing Magazine #20, das leider schon nach zwei Wochen ausverkauft war.
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